Sich in Südkorea durchzuschlagen ist für uns anfänglich, wie ihr schon in dem Beitrag von Alex lesen konntet, echt nicht immer leicht gewesen. Beigetragen haben dazu hauptsächlich die fehlenden Englisch-Kenntnisse der Südkoreaner, sowie das Nichtbeherrschen der koreanischen Schriftzeichen auf unserer Seite. 😉 Da wir ja unsere Hotelzimmer zu fast 100% immer online buchten, bescherten uns zumeist das Kaufen von Fahrkarten sowie die darauf folgenden Fahrten in öffentlichen Transportmitteln und natürlich diverse Bestellvorgänge in Restaurants, die meisten Fragezeichen in unseren Köpfen. Ich frage mich heute noch öfters, wie wir es in dem Land geschafft haben, nicht zu verhungern und auch immer an unser Ziel zu gelangen. So wie zum Beispiel nach Donghae:
Busplan-Lesen konnten wir auf jeden Fall vergessen. Genauso wie drängeln beim Bus-Einsteigen. In Südkorea stellt man sich tatsächlich ganz brav an…war auch mal eine neue Erfahrung wenn man bedenkt, wie sowas normalerweise in südostasiatischen Ländern abläuft. Eher unzivilisiert. 😉
In Donghae an sich gibt es übrigens nichts spektakuläres zu sehen und es war auch relativ hässlich dort…
Daran hat auch das gewohnt gute Essen oder das high-class „HilDon Hotel“ nichts geändert. 😉
Wir haben Donghae auch nur als Ausgangspunkt benutzt, um in das angrenzende Samcheok zu gelangen und uns dort den berühmt-berüchtigten Haesindang Park anzuschauen. Warum ich den so bezeichne, werdet ihr gleich verstehen. Oh man. Ich hab ja tatsächlich kurz überlegt, ob ich hier schreiben soll, dass wir nur so zufällig in diesen Park geraten sind…aber das wäre gelogen. Wir waren einfach neugierig. 😉
So sind wir bei perfektem Wetter die wirklich sehr schöne Küste runter gefahren und haben ein paar Stunden in einer, selbst für Südkorea, sehr skurrilen Welt verbracht.
Schaut ja erstmal echt schön aus werdet ihr euch denken, doch der Ort ist geprägt von einer traurigen Legende…und zwar der „Legende von Auebawi und Haesindang“. Der zufolge ließ ein Fischermann seine Frau auf einem Felsen im Meer zurück, um sie nach getaner Arbeit wieder abzuholen. Da aber ein schlimmer Sturm aufzog, konnte er nicht mehr zu ihr gelangen und die Frau ertrank in den Fluten.
Traurig aber wahr und das Fischerdorf war daraufhin natürlich verflucht und es konnte kein einziger Fisch mehr an Land gezogen werden. Die Bewohner des Dorfes waren aber auch nicht blöd und versuchten den erzürnten Geist der Ertrunkenen zu besänftigen. Und wie besänftigt man wohl eine Frau, die ganz allein in der Kälte und Dunkelheit am Grunde des Meeres hausen muss? Ganz klar – mit 100en überdimensionalen Phallus-Symbolen! … 😀
Tja…und darum geht es auch hauptsächlich im Haesindang Park, der von westlichen Touristen mittlerweile in „Penis Park“ umbenannt wurde.
Zu Recht meiner Meinung nach. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß dabei, 1-2 Stunden mit den Skulpturen, die in jeglicher Form die ganze riesige Parkanlage zieren, zu posieren und ein paar lustige Posen auszuprobieren…. wie man sich vielleicht denken kann, kann ich leiiider nicht alle diese Fotos online stellen….aus welchen Gründen auch immer… Die meisten wandern wohl ins Privatarchiv. 😉 Ein paar witzige Skulpturen möchte ich euch aber natürlich nicht vorenthalten.
An diesem Tag wurden schließlich sogar Träume wahr! 😉
Ach und fast hätte ich das Wichtigste vergessen…das Dorf war Dank der Riesenpenise nicht mehr verflucht und alles war wieder gut! … diese Südkoreaner… 😀
Nach diesem skurrilen Abstecher hatten wir dann doch eher wieder Lust, in das traditionellere Südkorea abzutauchen. Die nächsten beiden Städte sollten uns das auch ermöglichen. Wenngleich ich dazu sagen muss, dass es in Südkorea fast unmöglich ist, nicht täglich auf irgendwas absurd lustiges zu stoßen. Besonders wenn man sich, wie wir, in den „Love Hotel“ Gegenden rum treibt, die aber eigentlich eh so gut wie immer das Stadtzentrum bilden und meist recht speziell und „flashig“ gestaltet sind. Neonlichter in Kombination mit Wasserfontänen sind jedenfalls ein Muss! So auch in Andong, in das wir mit dem Zug anreisten.
Ich kann den Aufenthalt in diesen echt immer sehr schicken Hotels auf jeden Fall nur empfehlen! Preislich gehören sie einfach zu den leistbarsten Unterkünften in Südkorea und sind auch immer top ausgestattet. Von Flat TVs über PCs, wifi, Kühlschränken, Soundanlagen, Whirlpools bis hin zu jeglichen Pflege- und Stylingprodukten, japanischen Luxus-Toiletten (inklusive beheizbaren Klobrillen!) und sogar diverser, meiner Meinung nach sehr skurrilen, „Abseilhilfen“ war da alles dabei! 😀 Es gab auf jeden Fall immer eine lustige Überraschung in diesen Zimmern.
Und leckeres Essen ist auch meist nicht weit! Das Grillen und koreanische Doughnuts, gefüllt mit Bohnenpaste in verschiedenen Geschmacksrichtungen, haben es uns besonders angetan!
Was Andong aber eigentlich so interessant macht, ist die Tatsache, dass es die Heimat des Konfuzianismus in Korea ist und man kann hier einige Akademien dazu besuchen. Auch gibt es ein kleines traditionelles Dorf mit Namen Hahoe, das noch immer bewohnt wird und etwas auserhalb der Stadt liegt. Mit dem Bus kann man es leicht erreichen und wir waren von der tollen Landschaft und dem schönen Dorf echt begeistert.
In dem verwinkelten Dorf gab es sehr viel zu entdecken und zu erfahren und wir waren von dem Wesen des traditionellen koreanischen Lebensstils richtig fasziniert.
In der Mitte des Dorfes fanden wir nach ein paar schweißtreibenden Stunden sogar einen alten Wunsch-Baum, an dessen Fuß man kleine Zettelchen mit selbstverfassten Wünschen binden konnte. Da fiel uns natürlich auch etwas ein. 🙂
Nach zwei Tagen in Andong fuhren wir weiter südöstlich und nach Gyeongju. Gyeongju war über 900 Jahre die Hauptstadt des alten Silla-Reiches, der Dynastie, die die koreanische Halbinsel am längsten von allen beherrschte. Die Stadt ist seit über 2000 Jahren besiedelt, UNESCO Weltkulturerbe und geht vor lauter historischen Relikten fast über. In Südkorea ist Gyeongju auch unter dem Namen „Museum ohne Dach“ bekannt. Und das auch wirklich zu Recht! Alleine bei einem Spaziergang durch die Innenstadt fühlt man sich wie 1000 Jahre in der Zeit zurückversetzt und an jeder Ecke wird man an das vergangene Weltreich erinnert.
Man kann viele historische Stätten, archäologische Ausgrabungen und Tempel besichtigen – Total schön und faszinierend! Besonders die Hügelgräber der Könige des vergangenen Silla-Reiches sind ein Blickfang.
Zu Fuß war das Ganze natürlich wieder eine mörder Tour! Man kann sich aber auch Fahrräder en masse ausborgen
oder die Stadt bei einer „romantischen“ Kutschenfahrt erkundschaften. Schaut aber eher so aus, als könnte man dabei auch von dem total seriös wirkenden Kutscher abgezogen werden. 😉
Das ließen wir dann doch lieber bleiben…
Auch im näheren Umland von Gyeongju gibt es viel zu sehen und man könnte mit Leichtigkeit einige Wochen in der Gegend bleiben, ohne dass einem langweilig wird. Da wir aber nur zwei Tage eingeplant hatten, besuchten wir den bekanntesten buddhistischen Tempel der Region: den Bulguksa Tempel, dessen Grundfesten schon mehrere 1000 Jahre alt sind.
Nach so viel Sightseeing ist natürlich auch eine große Stärkung gefragt und wenn wir eins in Südkorea gelernt haben, dann ist es richtig viel zu essen! Da kommt man auch nicht wirklich drum rum, wenn man bedenkt, dass eine traditionelle Mahlzeit so ausschaut:
War auf jeden Fall immer ein besonderes Erlebnis, wenn wir die Spezialität des Hauses bestellt haben! 😉
Resümierend wage ich also zu behaupten, dass sich Skurriles und Traditonelles in Südkorea so circa die Waage halten….wobei einem die vielen schrägen Aspekte des Landes schon eher in Erinnerung bleiben. Aber ist ja auch gut so! Ein kleines bisschen Wahnsinn hat noch niemandem geschadet! 😉
Liebe Grüße von den mittlerweile Heimgekehrten,
Lisa & Alex